Heizungs-Modernisierung leicht gemacht

Aus dem Blickwinkel eines Architekten

Das Thema Heizungsmodernisierung ist in aller Munde. In den kommenden Jahren müssen in Deutschland mehrere Millionen veralteter Gas- und Ölheizungen durch moderne Heizsysteme, die erneuerbare Energiequellen nutzen, ersetzt werden. Nur auf diesem Weg lässt sich Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen umsetzen und die angestrebte CO2-Reduzierung in Gebäuden schnellstmöglich erzielen.

Um diese Ziele zu erreichen, offenbaren innovative und energieeffiziente Wärmepumpen die größten Einsparpotentiale. Modernisierer leisten mit ihnen nicht nur einen aktiven Beitrag für den Klimaschutz, sondern machen sich zugleich auch den Komfort einer wartungsarmen Heizung zunutze. Zudem wird der direkte Austausch einer Öl- oder Gasheizung gegen eine Wärmepumpe großzügig vom Staat gefördert.

In diesem Artikel erfahren Hausbesitzer von einem ausgewiesenen Experten, wie sie eine erfolgreiche Modernisierung ihres Eigenheimes durch den Austausch des Heizsystems realisieren können. In einem ausführlichen Interview gibt der selbstständige Architekt Andreas Brüggemann aus Celle wertvolle Informationen und nützliche Tipps zur Vorgehensweise und beleuchtet von der ersten Annäherung über die Planung und Organisation bis zur Durchführung und Finanzierung alle wesentlichen Kriterien. Dabei bezieht er auch weitere Maßnahmen zur energetischen Sanierung von Gebäuden mit ein.

Fachwerhaus in Celle
NIBE Erdwärmepumpen im Gewölbekeller

Herr Brüggemann, wie sollten Eigenheimbesitzer grundsätzlich vorgehen, wenn sie sich entschlossen haben, ihre veraltete Heizungsanlage gegen eine moderne Wärmepumpe auszutauschen?

Andreas Brüggemann: Zuerst sollten sich Modernisierungswillige Gedanken über ihre Anforderungen und Erwartungen an das neue Heizsystem machen. Wärmepumpen können mehr als herkömmliche Heizungen und der Aspekt des Wohlfühl-Klimas – im Winter schön warm und im Sommer angenehm kühl – hat wesentlich an Bedeutung gewonnen.

Dafür ist es ratsam, sich zur Orientierung und Informationsbeschaffung gründlich mit der Materie vertraut zu machen. Ein Heizungstausch mit der Umstellung auf erneuerbare Energien ist aus meiner Sicht nicht einfach so nebenbei gemacht. Er erfordert eine sorgfältige Planung, da es das für das Haus passende Heizsystem in Form der klimafreundlichen Wärmepumpe und der geeigneten Wärmequelle zu finden gilt. Ebenso ist es sinnvoll, sich gleichzeitig über entsprechenden Wärmeschutz, wie das Einbringen neuer Fenster und Türen und/oder eine Verbesserung der Dämmung der Gebäudehülle Gedanken zu machen.

Selbst wenn diese Maßnahmen auf den ersten Blick gegenüber einem Eins-zu-eins-Austausch des Gas- oder Ölkessels etwas höhere Investitionskosten bedeuten: Am Ende lohnt es sich! Jede einzelne Modernisierungsmaßnahme erhöht den Wert der Immobilie, außerdem profitieren Hausbesitzer von sinkenden Energie- und Betriebskosten und noch ein ganz wichtiger Punkt: Sie machen sich unabhängig von der Versorgung mit Gas oder Öl und entkommen der immer weiter steigenden Preisspirale für die Rohstoffe.

Sollten Modernisierer für die Verwirklichung ihrer Projekte das Hinzuziehen von Experten erwägen?

Andreas Brüggemann: Auf jeden Fall! Das Mitwirken von Experten ist allein schon unter dem Gesichtspunkt der angesprochenen Wertsteigerung der Immobilie empfehlenswert. Diese kann nur durch ein stimmiges Zusammenspiel von intelligenter Haustechnik, hochwertigen Baumaterialien und professioneller Arbeit erzielt werden.

Doch auch generell erachte ich das Mitwirken von Spezialisten – teils ist dies durch entsprechende Auflagen schon vorgegeben oder gehört meiner Meinung nach zur Pflicht eines verantwortungsbewussten Bauherrn – für unerlässlich. So bedarf es für den einfachen Heizungstausch in einem Einfamilienhaus eines qualifizierten Fachhandwerkers, der sich zuverlässig um alle durchzuführenden Schritte kümmert und den Bauherrn persönlich durch die Thematik begleitet. Persönlich, weil eine Heizung mit ihren wärmenden und kühlenden Eigenschaften für Hausbesitzer schlichtweg etwas Persönliches ist – niemand hat es gerne zu Hause zu warm oder zu kalt.

Nehme ich im Zuge der Heizungsmodernisierung noch weitere Maßnahmen vor, kann die Sanierung schnell zu einem Projekt werden, das fundiertes Fachwissen erfordert. Es müssen zum Beispiel diverse Vorschriften, wie die des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), für energetische Anforderungen in Betracht gezogen werden. Genauso gilt es die Bestimmungen zum Wärme-, Schall-, Brand sowie Denkmalschutz zu berücksichtigen oder die Regularien der Stadt oder Gemeinde heranzuziehen, deren Gestaltungssatzung äußere Merkmale der Häuser vorgeben. Selbstredend heißt es fähige Dienstleister zu finden und zu beauftragen, die verschiedenen Gewerke zu koordinieren sowie sämtliche auszuführende Arbeiten zu überprüfen.

Das Einschalten eines Architekten schafft insbesondere bei komplexen Modernisierungsmaßnahmen wertvolle Hilfe: Er unterstützt den Bauherrn in allen Phasen des Vorhabens mit seiner Expertise, die sowohl das entsprechende Know-How als auch die Kenntnis aller einzuhaltenden bau- und planungsrechtlichen Vorgaben beinhaltet. Er beurteilt das Gebäude und schätzt die machbaren Möglichkeiten sowie Grenzen der Maßnahmen ein. Dabei handelt er stets bedarfsorientiert und individuell auf die Wünsche des Bauherrn abgestimmt.

Was einen Architekten noch auszeichnet: Er kennt – ob nun Hersteller, Fachhandwerker, Energieberater oder Baubehörden – sämtliche Ansprechpartner, auf die es ankommt. Kurz ausgedrückt, er sorgt für einen reibungslosen und termingerechten Ablauf und gibt dem Bauherrn die nötige Sicherheit, letztendlich ein mängelfreies und ausgezeichnetes Arbeitsergebnis zu erhalten.

Fachhandwerker im Gewölbekeller

Kommen wir zur Heiztechnik. Was spricht für die Verwendung von Wärmepumpen im Gebäudebestand?

Heizkörper für Wärmepumpe


Andreas Brüggemann: Grundsätzlich möchte ich ausdrücklich betonen, dass ich voll hinter der praxiserprobten und klimafreundlichen Wärmepumpen-Technologie stehe. Fossile Geräte sind in meinen Augen nicht mehr hinnehmbar und stellen eine enorme Umweltbelastung dar. Betrachten wir zur Veranschaulichung nur einmal eine Ölheizung eines Einfamilienhauses aus den 80iger Jahren, die jährlich bis zu zehn Tonnen klimaschädliches CO2 verursacht – um das auszugleichen müsste der Betreiber einen Hektar Wald neu aufforsten. Mit einer Wärmepumpe lassen sich die Emissionen mindestens um die Hälfte und im Idealfall, wenn der für ihren Betrieb erforderliche Strom regenerativ erzeugt wird, sogar auf null reduzieren.

Modernisierer, die sich für eine Wärmepumpe entscheiden, bekommen ein zukunftsfähiges Heizsystem, das mit Ausnahme des benötigten Antriebsstroms keine weiteren Energieträger benötigt. Wärmepumpen nutzen die Kraft der Sonne, die in der Natur gespeichert ist zum Heizen, Kühlen oder zur Erwärmung von Brauchwasser und das alles mit einer minimalen Belastung der Umwelt.

Besonders gut finde ich, dass eine Wärmepumpe wirklich wenig Platz beansprucht. Mit kompakten Maßen von 60 x 60 x 180 cm sind die Geräte nicht größer als ein Kühlschrank und sparen gegenüber fossilen Heizungen massiv an Platz ein. Es entfällt zum Beispiel der Raum für die Öltanks. Das reduziert im Neubau die Baukosten und in der Sanierung setzt es wertvollen Raum frei, der zum Beispiel für die Gestaltung eines Hobbyraumes genutzt werden kann.

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Wärmepumpen intelligente Systeme sein können, die sich in Smart-Home-Netzwerke integrieren lassen. Das ist für Bauherren häufig ein wichtiges Komfortmerkmal, dass den Alltag mit vielen nützlichen Funktionen wirklich erleichtert. Dazu gehört zum Beispiel eine Optimierung der bedarfsgerechten Warmwasserbereitung oder das automatische Erkennen des günstigsten Strombezugs. So kann intelligente Technik für einen zeitgemäßen Wohnkomfort und behagliches Raumklima erlebbar gemacht werden.

Was empfehlen Sie hinsichtlich der geeigneten Wärmepumpe? Welche Eigenschaften sollte sie haben?

Andreas Brüggemann: Die Wärmepumpe muss zum Gebäude beziehungsweise zum Bedarf passen. Grundsätzlich bieten diese Systeme eine Vielzahl unterschiedlicher Leistungs- und Qualitätsmerkmale. Besonders bei einer Modernisierung rate ich unbedingt darauf zu achten, dass die Wärmepumpe auch bei niedrigen Außentemperaturen ausreichend Wärme produzieren kann und dabei noch effizient arbeitet. In manchen Bestandsgebäuden können die bestehenden Heizkörper weiter genutzt werden, sofern sie nicht aus optischen Gründen durch modernere ausgetauscht werden sollen.

Aufgrund dieser Kriterien stoße ich bei meiner Arbeit oft auf den Namen NIBE, einen Wärmepumpen-Hersteller mit skandinavischer Herkunft und jahrzehntelanger Erfahrung. Im hohen Norden kennen sich die Menschen mit extremen Klimabedingungen aus, deshalb ist es für mich gut nachvollziehbar, dass dort Wärmepumpen konzipiert und gebaut werden, die strenge Winter problemlos meistern.

Welche Wärmequelle bevorzugen Sie im Rahmen Ihrer Projekte mit Wärmepumpen?

Andreas Brüggemann: Die Wahl der Wärmequelle ist von einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren abhängig. So fließen Kriterien wie die geografische Lage, die Beschaffenheit des Grundstücks, verfügbare Ressourcen, Kosten oder geltende Gesetze und Bestimmungen in die Überlegungen ein. Selbst persönliche Vorlieben des Bauherrn können ausschlaggebend sein.

Grundsätzlich bin ich für jede Wärmequelle offen, da ich ein großer Fan von erneuerbaren Energien bin und ihre unbegrenzte Verfügbarkeit schätze. Ich selbst favorisiere Erdwärme in Kombination mit einer Sole/Wasser-Wärmepumpe und bediene mich dabei gerne der oberflächennahen Geothermie. Die Tatsache, dass bei der Gewinnung der gewaltigen, praktisch unerschöpflichen Erdwärme kaum CO2 entsteht, begeistert mich jedes Mal aufs Neue.

Das kann durch Tiefenbohrungen erfolgen, aber genauso kann auch ein Ringgrabenkollektor eingesetzt werden, um die Wärme aus dem eigenen Grund und Boden zu nutzen. Der Ringrabenkollektor lässt sich in flexibler Form verlegen und passt sich an die Gegebenheiten des Grundstücks an. Dank der kompakten Verlegung kann auch auf einer kleinen Fläche genügend Energie gewonnen werden, um den Heizbedarf eines Einfamilienhauses zu decken. Das ist eine clevere Alternative, wenn sich das Anwesen zum Beispiel in einem Trinkwasser-Schutzgebiet befindet.

Sehr verbreitet ist, gerade bei Modernisierungsmaßnahmen, die Nutzung der Außenluft als Wärmequelle. Die Luft wird von einer Außeneinheit vor dem Haus angesaugt und die darin gespeicherte Wärme kann für die Heizung genutzt werden.

Beide Wärmequellen lassen sich sinnvoll durch die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Hauses ergänzen. Damit kann neben dem für den Haushalt benötigten Strom auch ein großer Teil des für die Wärmepumpe erforderlichen Betriebsstroms erzeugt werden. Mit dieser Kombination erreichen Hausbesitzer ein noch höheres Maß an Autarkie.

Fachwerkhaus in Celle

Doppelhaus in Celle

Man kann deutlich merken, dass Sie von Wärmepumpen, erneuerbaren Energien und nachhaltigen Ansätzen überzeugt sind. Wie äußert sich diese Haltung in Modernisierungsprojekten, die Sie als Architekt begleiten?

Andreas Brüggemann: Als moderner Architekt verfolge ich einen zukunftsorientierten und ökologischen Ansatz, der natürlich auch in der Modernisierung zum Tragen kommt. Ohnehin ist die Nachfrage nach klimafreundlicher Architektur gestiegen und ich achte im Rahmen meiner Arbeit verstärkt auf die zum Einsatz kommenden Baumaterialien. Die Verwendung von herkömmlichen Baustoffen, wie Zement, ist ganz und gar nicht umweltgerecht. Speziell der Fertigungsprozess verbraucht sehr viel Energie und verursacht hohe Mengen an CO2-Emissionen.

Um die Belastung der Umwelt so gering wie möglich zu halten, nutze ich weitgehend erneuerbare Materialien wie Holz, Lehm oder Kalk. Holz als heimischer, nachwachsender Rohstoff erzeugt ein erstklassiges Raumklima und leistet einen beachtlichen Beitrag zum Klimaschutz, da es bereits beim Wachsen CO2 bindet. Durch seine Verarbeitung und Nutzung in beständigen Produkten wird über Jahre hinweg Kohlenstoff gebunden und dadurch schädliches Treibhausgas verringert. Dazu ermöglicht der Einsatz von Holz neben schallreduzierenden Vorteilen einen hohen Wärmeschutz und trägt wirkungsvoll zur Energieeinsparung bei.

Lehm ist ein sehr ursprüngliches Material, leicht zu formen und recycelbar. Er eignet sich hervorragend als Putz in Innenräumen für gesundes Wohnen, da er wärmespeichernde, kühlende sowie feuchtigkeitsregulierende Vorzüge gleichzeitig besitzt. Kalk steht ihm kaum nach und ist ebenso feuchtigkeitsbindend sowie -abgebend.

Welche Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten gibt es für Modernisierer?

Andreas Brüggemann: Bund, Länder und Kommunen stellen eine Vielzahl von Fördermitteln in Form von attraktiven Zuschüssen oder günstigen Krediten bereit. Vor allem Wärmepumpen erhalten aufgrund ihrer nachhaltigen Vorzüge eine große finanzielle Unterstützung. Die Förderung wird für Einzelmaßnahmen direkt ausgezahlt oder als Tilgungszuschuss für einen KFW-Kredit bereitgestellt.

Gleichermaßen lassen sich auch die Kosten für eine Energieberatung über das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördern. Ferner gilt es die Fördermittel aus den Klimaschutzfonds der Städte und Gemeinden in Betracht zu ziehen, da muss man sich vor Ort informieren.

Wichtig ist aber: Die Mittel sind vor Beginn der Arbeiten zu beantragen. Bei der Antragstellung helfen fachkundige Energieberater oder qualifizierte Fachhandwerker.

Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch, Herr Brüggemann!

Andreas Brüggemann

Im Porträt: Andreas Brüggemann

Andreas Brüggemann wirkte nach seiner Ausbildung zum Bauzeichner und anschließendem Architekturstudium seit dem Jahr 2002 bis 2011 zuerst in verschiedenen Architekturbüros in Hannover, Schwäbisch Gmünd und Hamburg. Dort realisierte er als freier Architekt eigenverantwortliche Projekte wie die Umnutzung von Appartements zu Büroeinheiten, die Planung und Umsetzung für gehobene Wein- und Whiskey-Kellereien oder die Entwicklung von Nutzungskonzepten für ehemalige Bundeswehrgelände. Darüber hinaus ermöglichte er die sehenswerte Integrierung eines modernen Telekom-Callcenters samt 350 Arbeitsplätzen in ein denkmalgeschütztes Gebäude.

Seit April 2012 handelt er selbstständig und verwirklicht mit seinem Architekturbüro in Celle die anspruchsvollen Projekte seiner Kunden aus dem privaten, gewerblichen sowie öffentlichen Bereich. In dem Zuge steht er ihnen als vertrauensvoller und kompetenter Partner zur Seite, um sie in allen Entwicklungsphasen ihrer Bauvorhaben zuverlässig zu begleiten.